Eine aktuelle Untersuchung der Charities Aid Foundation (CAF) zeigt, dass Menschen in einkommensstarken Ländern weniger spenden als ihre Mitbürger in einkommensschwachen Nationen. Diese Studie, die auf den Antworten von über 50.000 Befragten aus 101 Ländern basiert, beleuchtet die Unterschiede in der Großzügigkeit und den Motivationen zum Spenden weltweit.
Laut dem Bericht spenden Menschen in einkommensschwachen Ländern etwa 1,45 % ihres Einkommens für wohltätige Zwecke, während in wohlhabenden Ländern dieser Wert nur bei 0,7 % liegt. Besonders auffällig ist die Spendenbereitschaft in Afrika, wo die Bevölkerung durchschnittlich 1,54 % ihres Einkommens für soziale Projekte aufwendet, verglichen mit nur 0,64 % in Europa. Nigeria sticht hier als das großzügigste Land hervor, da die Menschen dort im Durchschnitt 2,83 % ihres Einkommens für wohltätige Zwecke aufbringen. Im Gegensatz dazu zeigen einige G7-Länder, wie Frankreich mit 0,45 %, Deutschland mit 0,39 % und Japan mit nur 0,16 %, die geringsten Spendenquoten im Verhältnis zum Einkommen.
Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie ist, dass die Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen fast 1,5-mal mehr von ihrem Einkommen spendet als die über 65-Jährigen (1,18 % gegenüber 0,83 %). Dies deutet darauf hin, dass jüngere Menschen oder Personen im mittleren Alter möglicherweise ein größeres Engagement für soziale Belange zeigen.
Die Studie identifiziert auch die am häufigsten unterstützten Anliegen. Besonders prominent steht der Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, der von 29 % der Spender als wichtigstes Anliegen genannt wird. Humanitäre Hilfe und Katastrophenhilfe sind ebenfalls von Bedeutung, wobei 26 % der Befragten angaben, in diesen Bereichen zu spenden. In Asien sind Umweltprojekte besonders populär, wobei 16 % der Spender in dieser Region hierfür Mittel bereitstellen.
Die Beweggründe für Spenden sind vielfältig. Etwa 65 % der Befragten geben an, dass sie spenden, um eine ihnen am Herzen liegende Sache zu unterstützen. Zudem wird berichtet, dass 18 % der Spender durch Inhalte in den Nachrichten inspiriert werden, während soziale Medien als bedeutende Quelle zur Entdeckung neuer Wohltätigkeitsorganisationen dienen (14 %).
Ein wichtiger Aspekt der Studie ist das Vertrauen der Menschen in lokale Wohltätigkeitsorganisationen, das am höchsten ist, gefolgt von nationalen und internationalen Organisationen. Auffällig ist zudem, dass die Bereitschaft zu spenden steigt, wenn Regierungen Spendenaktivitäten fördern. Wenn staatliche Stellen zur Unterstützung bestimmter Projekte aufrufen, steigt das Vertrauen der Bürger in diese Initiativen.
Neil Heslop, Geschäftsführer der CAF, äußerte sich zur gegenwärtigen Situation der gemeinnützigen Organisationen. Er betonte, dass diese zunehmend mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert sind. Die Notwendigkeit, die traditionellen Finanzierungsmodelle zu überdenken, wird angesichts der sich verändernden Verhaltensmuster und der Kürzungen in der staatlichen Unterstützung immer deutlicher. Heslop hob hervor, dass individuelle Spenden nach wie vor das Fundament der Großzügigkeit bilden. Es gibt jedoch signifikante Unterschiede in der Spendenbereitschaft zwischen verschiedenen Ländern. Oft zeichnen sich die Länder mit den aktivsten Spendenkulturen durch eine hohe Bedürftigkeit ihrer Bevölkerung aus.
Die Erkenntnisse der Studie zeigen, dass Spenden nicht zwangsläufig mit Wohlstand oder Sicherheit korrelieren, sondern viel mehr mit der Wahrnehmung von Bedürftigkeit. Oftmals nehmen Menschen diejenigen, die ihnen nahestehen, als bedürftiger wahr. In herausfordernden Zeiten verdeutlicht dies die Kraft von Gemeinschaft und Mitgefühl, unabhängig davon, ob man in der Nachbarschaft oder auf der anderen Seite der Welt lebt.
Insgesamt bietet der Bericht der Charities Aid Foundation wertvolle Einblicke in die Dynamiken der Großzügigkeit weltweit. Er zeigt, dass trotz der Unterschiede in den wirtschaftlichen Verhältnissen eine tiefe menschliche Verbundenheit und der Wunsch zu helfen, universelle Werte sind, die Menschen über soziale und wirtschaftliche Grenzen hinweg verbinden.
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